Ich möchte nach den ganzen Erfahrungsberichten und Maßnahmen zur Symptombekämpfung kurz berichten, wie es mir in den letzten einenhalb Monaten gesundheitlich ergangen ist und wie mein aktueller Befindlichkeitsstatus aussieht.
Nach dem Besuch der Long Covid Ambulanz war ich zwei Wochen im absoluten Rückzug. Ich bin zu meiner Mutter gezogen, die einen Garten hat. Außer in der Natur liegen, essen, meditieren und ein bissi lesen (nur Trivialschund, um wenigstens irgendetwas zu erleben), habe ich in dieser Zeit nicht viel getan. Keine Sozialkontakte. Kaum Telefonate. Kaum Bildschirme. Und sehr wenige Termine außer Haus. Das hat mir ausgesprochen gut getan. Die Hyperakusis, die nach dem Long Covid Ambulanz Termin aufgetreten ist, hat sich dadurch nach einer Woche verabschiedet. Auch die im Körper herumwandernden Entzündungen sind abgeklungen.
Die Einnahme der Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel habe ich circa zeitgleich (Mitte August) begonnen, daher kann ich nicht genau sagen, was es war. Die geballte Ladung Mittelchen hat mich jedenfalls für zwei Tage in ein sehr unangenehmes "zerrissenes" Körpergefühl gebracht und danach ist die Fatigue deutlich besser geworden. Ich konnte wieder "längere" Strecken gehen und die Belastungsintoleranz nahm ab.
Anfang September ist meine herzallerliebste Großmutter gestorben. Trauer ist eine herausfordernde Begleiterin bei Long Covid. Sie bringt schon für gesunde Menschen eine große Schwere mit sich. Der Verlust und der Verarbeitungsprozess kosten mich nach wie vor Kraft, aber ich habe es ohne großen Crash und Symptomverschlechterungen überstanden. Darauf bin ich sehr stolz. Und meine Großmutter wäre es auch.
Aktuell kann ich meinen Lebensalltag wieder selbstständig bewältigen. Ich kann kochen. Ich kann einkaufen gehen. Ich kann einen Termin am Tag absolvieren. Ich bewerkstellige die Haushaltsführung. Ich schaffe die 3 Stockwerke ohne Pause (Jupiduuu!). An guten Tagen kann ich bis zu 40 Minuten ohne Pause gehen. Ich kann in geringer Dosis Mikrosozialkontakte genießen (einen lieben Menschen für ca. 1h in meiner Nahumgebung treffen). An Arbeiten ist noch nicht zu denken. Aber ich bin dankbar dafür, was alles wieder möglich ist und voller Vertrauen, dass es weiter bergauf geht.
Es ist allerdings gerade eine sehr gefährliche Phase, weil ich beginne wieder mehr Energie zu haben. Und da gibt es so viele Dinge, die ich tun möchte. So viele Menschen, die ich endlich wieder hören/sehen möchte. Ich versuche weiterhin Pacing zu praktizieren. Aber es wird umso härter, je mehr Energie mir zur Verfügung steht. Ich gebe mein Bestes, um Geduld zu haben. Und bitte auch mein soziales Umfeld um Geduld mit mir.
Der Heilungsprozess ist in vollem Gange. Ich darf es jetzt nur nicht übertreiben...
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