Letzte Woche war es soweit. In Monat 5 meiner post-covid Erkrankung habe ich es endlich in die richtige Versorgung im öffentlichen österreichischen Gesundheitssystem geschafft. 2 Monate musste ich darauf warten. Nur. Denn über diese Wartezeit hatte ich mich gefreut.
Long Covid Ambulanz Hietzing Wartezeit: ab 4 Monaten.
Long Covid Ambulanz AKH Wartezeit: ab 12 Monaten.
Meine Verfassung an diesem Tag war sehr schlecht. Zwar hat mich der beste aller Partner natürlich mit dem Auto soweit wie möglich hingefahren. Aber eigentlich war ich beim Eingang in die ÖGK Ambulanz Mariahilferstraße schon ziemlich k.o. Und dann war die Long Covid Ambulanz am Infopoint nicht angeschrieben, daher wusste ich nicht wohin und jeder Schritt kostete an diesem Tag wertvolle Kraft.
INFO:
Die Long Covid Ambulanz im ÖGK Gesundheitszentrum Mariahilf ist ein Wanderzirkus. Die sind jeden Tag in einem anderen Raum. Rauminfo gibt es im 1. Stock.
Für alle, die noch nie in einem ÖGK Gesundheitszentrum waren: Irgendeine besonders schlaue Person hat sich für diese Gesundheitseinrichtungen das System ausgedacht, dass sich die Patient:innen einfach vor den Behandlungsraum setzen und warten müssen, ohne irgendeine Form von Begrüßung oder Anmeldung zu absolvieren. Alle heiligen Zeiten schaut dann eine Krankenpfleger:in vor die Türe und fragt neue Gesichter, was sie wollen/brauchen und sammelt E-cards und Befunde ein. An die Tür Klopfen ist hier das Übel schlechthin. Im Normalfall wirkt das nur unfreundlich und mühsam. Wenn du gerade ausgeprägte Fatigue hast und dich eigentlich gerne hinlegen würdest, ist es hochgradig unangenehm. Schließlich bekam ich ohnehin die Info, dass es keine Möglichkeit gibt, die Wartezeit im Liegen zu verbringen. Also habe ich mir 3 Sessel zusammengeschoben und sehr unbequem aber wenigstens halbwegs rastend 40 Minuten gewartet, bis ich aufgerufen wurde.
INFO:
Es gibt hier keine Möglichkeit, sich für die Wartezeit hinzulegen.
Die Ärztinnen und der Termin selbst hat mich positiv überrascht. Es wurde sehr einfühlsam und freundlich mit mir umgegangen. Die gesprächs- und untersuchungsführende Ärztin wirkte äußerst kompetent und hat sich viel Zeit für Anamnese (die ich dankenswerter Weise im Liegen absolvieren konnte) und Untersuchungen genommen. Die Liste meiner aktuellen Nahrungsergänzungsmittel wurde für passend befunden und eingescannt. Ich erhielt eine Vielzahl an Überweisungen (Neurologie, Schellong-Test, Orthopädie, Psychotherapie, Reha-Antrag) und Informationen (alle am Ende des Beitrags zu finden) sowie Medikamentenverordnungen (Desloratadin 1-0-0, Cerebokan 1-1-0). Es wurde besprochen, dass ich zunächst alle Fachärzt:innen abklappern muss und dann zu einem Kontrolltermin kommen kann. Alles in allem dauerte der Termin mit Wartezeit und anschließender Blutabnahme 3 Stunden.
INFO:
Die behandelnde Ärztin erzählte mir, dass sie von der Long Covid Ambulanz des AKHs kommt. Die Long Covid Ambulanz der ÖGK Mariahilf ist somit ein "Ableger" des AKHs mit Know-How Transfer und Austausch bzgl Studien - wenn die richtige Ärztin erwischt wird. Es gibt Berichte in der Facebookgruppe, dass auch ein eher unsensibler und inkompetenter (pseudo-psychologische Ratschläge, Anraten über die Belastungstoleranz zu gehen, etc.) Umgang von einer Ärztin gepflegt wurde. Mir blieb diese Erfahrung zum Glück erspart.
Wenn irgendwie möglich VOR dem Termin auf der Long Covid Ambulanz unbedingt folgende Untersuchungen machen und Befunde mitnehmen:
- grosses Blutbild
- Schellong Test (ich habe keine Kassenärzt:in gefunden, die diese Untersuchung macht, weil es eine halbe Stunde dauert.
INFO: die kardiologische Abteilung im ÖGK Zentrum Mariahilf macht den Schellong Test ohne Zusatzkosten!)
- kardiologische Abklärung
- pulmologische Abklärung
- neurologische Abklärung
Da es sich bei Long Covid um eine Ausschlussdiagnose handelt, müssen alle anderen organischen/körperlichen Faktoren ausgeschlossen werden können. Gratuliere! Wenn du ohnehin schon völlig erschöpft bist, schicken sie dich durch das gesamte Spektrum der Fachärzt:innenschaft.
RESUMEE:
Nach den Berichten in der Facebookgruppe bin ich überglücklich, dass ich bei einer so kompetenten Ärztin gelandet bin. Es war superanstrengend für mich. Ich habe gegen Ende der 3 Stunden im ÖGK Zentrum Ohrenstechen bekommen und seitdem bin ich sehr geräuschempfindlich. Es war nicht Pacing an diesem Tag. Aber das Gefühl endlich in der medizinischen Versorgung angekommen zu sein, war es auf jeden Fall wert!
ERHALTENE INFOBLÄTTER:
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