Kunterbunt Workshops zur Förderung sozialer Kompetenz - Long Covid Blog, was ist denn hier los? Ja das wirkt im ersten Moment so, als ob es nicht zusammengehört. Aber meine Person vereint die beiden Themen. Die Kunterbunt Workshops sind ein Projekt meines fleißigen Bienchen-Daseins kurz bevor die Pandemie ausbrach. Ich war gerade mitten in meinem ersten Semester-Workshop an einer Volksschule in Wien und es lief toll. Dann kam der erste Lockdown und die Schulen wurden zu Festungen. Seitdem liegen Projekt und Homepage auf Eis. Bis heute.
Ich möchte den Blog meiner Homepage nutzen, um meine Long Covid Geschichte zu erzählen. Ich war und werde es wieder sein: eine gesunde Frau, die voller Lebensfreude, Wissbegier und Motivation durchs Leben tanzt. Mein Leben war immer in Bewegung. Neben Fussball, Klettern, Radfahren und Berge besteigen sind für mich die wundervollen Begegnungen mit den vielen lieben Menschen in meinem Leben von zentraler Bedeutung. Long Covid hat mir viele dieser Dimensionen meines Daseins genommen oder stark reduziert. Ich bedaure dies. Gleichzeitig haben andere Dimensionen (wieder) an Bedeutung gewonnen und bereichern nun mein Leben. Zur Zeit macht das Bienchen in mir Pause und das Pandabärchen hat das sagen. Mir ist es ein Anliegen meine Erfahrungen mit der Welt zu teilen - dies gilt für Menschen mit Long Covid, deren Angehörigen und alle anderen interessierten Personen. Ich möchte gerne öffentlich dokumentieren, was mir gut tut, was ich in Zukunft vermeiden werde und wie sich mein Weg in diesem Prozess gestaltet. Mit einer Erkrankung, die so viele Menschen betrifft und gleichzeitig noch so viele Fragezeichen offen lässt, möchte ich gerne einen Beitrag zu Information und Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Gleichzeitig hat dieser Blog für mich einen psychohygienischen Effekt, weil ich mir alles von der Seele schreiben kann....
In diesem ersten Beitrag möchte ich einen kurzen chronologischen Überblick über meinen Krankheitsverlauf geben, damit deutlich wird, wo ich heute stehe und wie ich dorthin gekommen bin. Ich führe nicht alle Symptome im Detail auf, weil es wird dann ziemlich viel. Vielleicht mache ich zu den Symptomen einen eigenen Blogbeitrag...
...aber hier erst mal meine Geschichte im Überblick:
April 2022
Alles begann mit meiner Covid Infektion Ende März 2022. Ich hatte einen milden Verlauf und als Symptom von Anfang an - neben belegten Atemwegen - hauptsächlich eine bleierne Müdigkeit, die den Weg auf die Toilette wie einen Marathon erscheinen ließ. Nach Ablauf der 10 Tage Quarantäne fühlte ich mich nach wie vor sehr schwach und erschöpft. Ich wohne im 3. Stock ohne Lift und bereits das Haus zu verlassen fühlte sich extrem herausfordernd an. Nach ein paar Terminen außer Haus war mir klar, dass sich hier etwas anders anfühlte als nach anderen Infekten. Da ich eine liebe Arbeitskollegin und Freundin habe, die nach ihrer Infektion im Frühjahr 2021 an Long Covid erkrankt ist und lange damit zu kämpfen hatte, wusste ich das Vorsicht geboten war. Ich blieb also 5 Wochen im Krankenstand, schonte mich und absolvierte im absoluten Schneckentempo "Miniausflüge" in der Nahumgebung meiner Wohnung.
Mai 2022
Nachdem ich begann mich langsam aber sicher etwas kräftiger zu fühlen, startete ich einen ersten Arbeitsversuch. In der mobilen Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist das Konzept von Pacing allerdings nur schwer umsetzbar und so kam schnell der erste Crash. Ich fühlte mich, als ob ich wieder Corona hätte und der Bleimantel trat mit all seiner Schwere wieder in Aktion. Also zurück an den Start und ich versuchte mich weiterhin zu schonen und es ganz langsam angehen zu lassen. Dies war in diesem Monat besonders herausfordernd, weil gleichzeitig eine fette Abschlussprüfung in meinem Masterstudium anstand. Zu diesem Zeitpunkt beschränkten sich die Symptome allerdings hauptsächlich auf körperliche Fatigue und mein Kopf funktionierte relativ einwandfrei. Ich bekam das Pacing alles in allem in dieser Zeit ganz gut hin.
Juni 2022
2 Wochen Urlaub mit viel Ruhe und Erholung einem superlieben Geburtstagsüberraschungsausflug und einer Mini-Überraschungsparty meiner liebsten Freund:innen haben mir sehr gut getan. Ich konnte in diesem Monat richtig gut regenerieren und spürte eine deutliche Verbesserung meiner Energie. Ich konnte Ende Juni bereits längere Strecken gehen, kurze Strecken Radfahren, war wieder halbwegs arbeitsfit und begann auch mein Sozialleben wieder in Ansätzen aufzunehmen. Ich spürte meine Energietanks bei 60%. Ich war überglücklich damit und begann wieder ein Leben in Richtung Normalität zu führen. Und das war ein Fehler...
Juli 2022
Bereits in der ersten Juliwoche spürte ich, dass die Erschöpfung zurück war und ging in Krankenstand. Ich bemerkte allerdings, dass mein Körper sich auch nach 2 Wochen nicht so gut wie zuvor von dem Crash erholt hatte. Mitten in der Urlaubszeit wollte ich mein Team aber nicht mit einem zusätzlichen Krankenstand belasten und ging arbeiten, obwohl ich mich eigentlich schwach fühlte - ein Riesenfehler. Nach wenigen Tagen bekam ich böse Schwindelanfälle in der Früh und die Wohnung fühlte sich am Weg zur Toilette wie ein schwankendes Boot an. Zusätzlich war mir übel und ich war sehr erschöpft. Kurz gesagt: ein Körpergefühl wie zerkaut und ausgespuckt. Der Hausarzt diagnostizierte einen Ohrstein und Lagerungsschwindel. Therapie: Lagerungsmanöver um das Ohrsteinchen rauszubekommen. Der Schwindel wurde mit Ruhe und Erholung binnen weniger Tage besser, dafür traten im Anschluss kognitive Einschränkungen auf. Ich hatte in Folge massive Konzentrationsprobleme (konnte weder Lesen noch Fernsehen), Merkfähigkeitsstörungen und Wortfindungsstörungen. Zusätzlich traten Fatigue und Belastungsintoleranz wieder in ihrer vollen Härte auf. Die kognitiven Symptome wurden innerhalb einer Woche besser, Fatigue und Belastungsintoleranz blieben und verbesserten sich nur in Mikroschrittchen.
August 2022
Seit der Pandemie war der traditionelle Bulgarienurlaub mit meinen Freund:innen, die wie Familie für mich sind, ausgefallen. Da ich mich Ende Juli im Stande fühlte die Reise zu bewältigen und ich mir von Tapetenwechsel, Meeresluft und Strand einen guten Erholungseffekt erwartete, trat ich die Reise an. Der Rollstuhlservice an den Flughäfen Wien und Varna war superfreundlich und extrem hilfreich. Allerdings hatte ich den Flug selbst unterschätzt. Fliehkräfte und Druckwechsel setzten meinen Körper einer deutlichen Belastung aus und nach dem Rückflug wurde ich wohl auch dank der vielen Klimaanlagenluft krank. Fieber, Halsschmerzen, Schnupfen, Kopfschmerzen und eine bleierne Müdigkeit ließen zunächst einen bösen Verdacht in mir aufkeimen, aber der Test war negativ. Mittlerweile sind nur noch der Schnupfen und die wohlbekannte Erschöpfung mit der Belastungsintoleranz geblieben. Um mein akutelles Befinden zu verdeutlichen: Ich kann Duschen und mir die Haare waschen. Danach muss ich aber mindestens eine Stunde rasten. Ich kann die Wäsche aufhängen, dabei muss ich aber mehrere Pausen machen, weil mein Puls so raufgeht und die nassen Wäschestücke für mich sehr schwer sind. Danach muss ich rasten. Ich kann mich gaaanz langsam zur Musik bewegen und nach einer Nummer lege ich mich dann wieder hin und raste. Die Wohnung verlassen traue ich mir heute noch nicht zu (insbesondere wegen der 3 Stockwerke). Vielleicht morgen oder übermorgen...
Hi Heidi, ich bins Elvis Mihajlovic aus der FH. Rakesh hat mir deinen Beitrag weitergeleitet. Es tut mir wirklich sehr leid zu lesen wie schlimm es dich erwischt hat und wünsche dir eine baldige Genesung und gute Besserung.
Wir (meine Frau, unsere Kids und ich) hatten erst vor 2 Wochen Corona und hatten einen eher milden Verlauf. Den Kids gehts wieder gut aber meine Frau und ich haben jetzt sehr arge Muskelentzündungen. Sie in den Beinen (sie kann kaum gehen) und ich im Rücken/Schulter/ Arm. Bei mir war es so schlimm, dass meine rechte Körperhälfte komplett taub war.
Ich finde es sehr toll wie du mit dieser schlimmen Erfahrung umgehst und wünsche dir (nochmal) eine baldige Genesung.
Take Care,
LG